In Deutschland erkranken jährlich etwa 1.800 Kinder akut an Leukämie oder bösartigen Tumoren. Im Vergleich zur Häufigkeit anderer Erkrankungen im Kindesalter erscheint diese Zahl relativ niedrig. Sie erhält jedoch durch die Bedrohung, die Krebs für das Leben der Kinder noch immer darstellt, eine schwerwiegende Bedeutung.
Früher, d. h. vor 30 Jahren, starb noch fast jedes an Krebs erkrankte Kind. Heute können dank intensiver Forschung und erheblicher Fortschritte in der Medizin fast 80 % aller Patienten geheilt werden. Bei einzelnen Krankheiten, wie Lyphomen und Leukämie, liegt die Heilungsrate noch höher. Der Weg zur Heilung bedeutet jedoch eine intensive und sehr belastende Zeit der Behandlung, die die Kinder lange an das Krankenhaus bindet und ihnen, wie auch der gesamten Familie, sehr viel Geduld und Tapferkeit abverlangt. Die Therapie bösartiger Krebserkrankungen im Kindesalter richtet sich immer am Ziel der Heilung aus. Sie umfasst, abhängig von der Diagnose, Operation, Bestrahlung, Chemotherapie und psychosoziale Betreuung. Diese komplexe Behandlung ist speziellen onkologischen Zentren vorbehalten. In unserer Klinik, die als kinderonkologisches Zentrum ausgewiesen ist, werden jährlich 50 bis 60 Tumorerkrankungen bei Kindern neu diagnostiziert und behandelt. Zusammen mit den ambulanten Patientenvorstellungen beträgt die Zahl der Behandelten pro Jahr über 300, bei insgesamt 4.600 ambulanten Vorstellungen.
Der Einzugsbereich unseres Zentrums umfasst nicht nur das Saarland, sondern die Vorder- und Hinterpfalz bis nach Trier und Mainz sowie den Luxemburger Raum.
Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen können plötzlich von einer Krebserkrankung betroffen sein, ohne dass vorherige „Warnzeichen“ auftreten.
Dabei kommt es zur Wucherung unreifer Zellen in einem Organ. Breiten sich diese Zellen auf Kosten des gesunden Gewebes aus, führt die Erkrankung unbehandelt zum Tod. Glücklicherweise gelingt es heute durch die Kombination verschiedener Behandlungsmöglichkeiten, unter denen die Chemotherapie einen besonderen Stellenwert einnimmt, die meisten Krebsarten im Kindesalter erfolgreich zu behandeln.
Viele Familien sind gezwungen, ihr Kind in einem von ihrem Wohnort weit entfernten Behandlungszentrum unterzubringen. Dies zieht erhebliche Belastungen für alle Betroffenen nach sich, bedingt durch weite Anfahrtswege und die räumliche Trennung der Familie über einen längeren Zeitraum. Die Unsicherheit bezüglich des Krankheitsausganges und die Sorge um das Kind während der anstrengenden Behandlung stellen neben der körperlichen und finanziellen auch noch eine erhebliche psychische Belastung dar.
Der Verlust von gewohntem Umfeld und Alltagsrhythmus durch häufige stationäre Aufenthalte trägt zu einer Verunsicherung und Verängstigung des Kindes bei. Wichtige, das Selbstwertgefühl des Kindes stärkende soziale Bezüge wie Schule, Freunde und Verwandte fehlen, da die Kontakte aufgrund der erhöhten Ansteckungsgefahr eingeschränkt werden müssen. Eine psychosoziale Begleitung und gezielte Unterstützung kann der gesamten Familie helfen, mit dieser Lebenskrise fertig zu werden.